Praestant - Orgelmusik für viele Gelegenheiten

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Notate - Das Lernen

Seit vielen Jahren widmet sich die Pädagogik ihre Aufmerksamkeit einem der besonderen Aspekte des Unterrichtes und der Unterrichtsgestaltung: dem Lernen, genauer dem WIE und das WAS des Lernens.
Welche Relevanz hat dieses Thema aber für die Orgelmusik innerhalb eines Gottesdienstes oder in einem Konzert?

Was auch immer wir tun, wir kommunizieren dabei nicht nur permanent, sondern wir lernen zugleich auch permanent:
- im Kindergarten, in der Schule und im Studium, am Arbeitsplatz
- in der Freizeit und beim Konzertbesuch,
- bei der Teilnahme an einem Gottesdienst,
- beim Abschluss von Verträgen,
- beim Beobachten eines Fußballspiels,
- beim Einkaufen und Tanken
- usw.

Interpreten wie Zuhörer, Gottesdienstleiter wie Gottesdienstbesucher lernen also permanent, auch in einem Gottesdienst und in einem Orgelkonzert. Denn:
Lernen bzw. Erfahrungen, Informationen wahrzunehmen und bewahren (abzuspeichern), gemachte Erfahrungen wirkungsbezogen auszuwerten oder Handlungsanweisungen zu erhalten, das alles spielt im alltäglichen Leben eines jeden Menschen eine ganz zentrale Rolle, z. B.:
- Wir lernen ständig Menschen kennen.
- Wir sind von einem Einkaufsbummel tief beeindruckt - und lernen daraus.
- Wir sind von einem Orgelwerk tief beeindruckt - und lernen daraus.
- Wir sind von einem Gitarrenkonzert tief beeindruckt - und lernen daraus.
- Wir sind von einer Predigt tief beeindruckt - und lernen daraus.
- Wir nehmen ein Medikament ein, es wirkt in uns - und wir lernen daraus.
- Aber auch: Uns befremdet eine Predigt oder ein Kirchenlied, wir positionieren uns dazu - und lernen für uns aus dieser Wahrnehmung.
Diese Reihe könnte beliebig fortgesetzt werden.

Wir lernen also permanent - und jeder Tag hinterlässt in uns als Auswirkungen dieser Lernprozesse seine ganz eigenen, uns verändernden Spuren. Ohne permanentes Lernen z. B. würde der Mensch in einem unveränderten Zustand verharren, er hätte deshalb letztlich keine dauerhaft sicheren Überlebenschancen. 

Für das Lernen an sich ist es dabei höchst unbedeutend,
ob wir bewusst oder unbewusst lernen. 

Unser Lernen ist vor allem stets ein Dazu-Lernen.
Wir Menschen erweitern unser Wissen, verbessern unsere Fertigkeiten, Fähigkeiten, erweitern oder verbessern unsere Kompetenzen in den verschiedensten Bereichen unseres Lebens und bereichern durch neue, selbstgemachte Erfahrungen unsere Einstellungen und unsere verschiedenen, ganz persönlichen Dispositionen.


Vier konstruierte Beispiele hierzu:
1. Wir haben die bekannte D-moll-Toccata von Joh. Seb. Bach schon oft und jedes Mal in einer unterschiedlichen Interpretation auf ganz unterschiedlichen Orgeln gehört. So lernen wir die vielseitigen Gestaltungsmöglichkeiten einer Bach-Interpretation kennen - also lernen wir im Sinne des Dazulernens.

2. Wir besuchen ein Orgelkonzert in der Kirche X, und wir empfinden beim Zuhören Langeweile. Wir lernen daraus: Orgelkonzerte sind langweilig und werden wenig motiviert sein, wieder einmal ein Orgelkonzert zu besuchen.

3. Wir besuchen ein Orgelkonzert in der Kirche Y, und wir empfinden beim Zuhören Begeisterung. Wir lernen daraus dazu: das Orgelkonzert in der Kirche X hat uns zwar gelangweilt, aber das Orgelkonzert in der Kirche Y hat uns begeistert. Wir lernen so dazu, dass ein Orgelkonzert zwar in der Kirche X langweilig war, aber uns in der Kirche Y begeistert hat. Als Folge dieses Lernens werden wir motiviert sein, einer Einladung zu einem Orgelkonzert in die Kirche Y zu folgen, aber einer Einladung zu einem Orgelkonzert in die Kirche X nicht zu folgen.

4. Die Kirche X bekommt eine neue Orgel, es findet eine Woche mit verschiedensten Orgelkonzerten unterschiedlichster Thematik statt.
In einem der angekündigten Programme fallen uns Werke eines Komponisten auf, die wir in guter Erinnerung haben. Wir werden trotz der vorausgegangenen Negativerfahrungen geneigt sein, wegen der auch guten Erfahrungen trotzdem in dieser Konzert zu gehen.

Natürlich sind alle Zusammenhänge und Bewertungen in der Wirklichkeit wesentlich komplexer als hier angedeutet.

Das Erlernte ist zunächst und an sich wertneutral, weder positiv noch negativ.
D. h., wir (er-)lernen gleichermaßen nicht nur Positives sondern auch Negatives, wir (er-)lernen Handlungsweisen, die andere Menschen oder uns selbst nutzen - aber auch solche, die anderen Menschen oder uns selbst Schaden zufügen können, wir (er-)lernen Wertvolles und Wertloses, wir (er-)lernen Sinnvolles und Sinnloses. 

Fazit:

Auch mit der Kirchenmusik im Allgemeinen und mit der Orgelspiel im Besonderen können wir Lernprozesse auslösen. Auch mit der Kirchenmusik im Allgemeinen und mit der Orgelspiel im Besonderen können wir Einfluss auf Lernprozesse im Sinne des Dazulernens ausüben.

Es bietet sich deshalb z. B. an, über Lernkonzepte zur Einführung eines neuen Kirchenliedes nachzukennen.

Es bietet sich deshalb auch an, über die Gestaltung der Orgelmusik in Konzert und Gottesdienst unter den Aspekten des Lernens nachzudenken.

Und es bietet sich deshalb ebenso an, überhaupt über die Aspekte des Lernens und ihre Relevanz für die Gottesdienst- und Konzertgestaltung grundlegend nachzudenken.
Sicher müsste das Thema Lernen dann um das Thema Gedächtnis erweitert werden.

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Neben dieser Website gibt es noch diese weiteren Veröffentlichungen meiner Autorentätigkeit:
http://www.befluegelt.eu
über ein spezielles Klavier-Literaturangebot für Erwachsene und Wiedereinsteiger

http://www.einfach-klavierspielen.eu
die neue Klavierschule Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene, die sich die klavieristischen Klangwelten in kleinen Schritten sicher erschließen wollen

http://www.GKaluza.de
mein allererster und ältester Internetauftritt über die Rico-Klavierschule für Kinder ab 5 oder 6 Jahre
sowie über den anschließenden Mittelstufenunterricht

http://www.guenter-kaluza.de
über mich und meine weiteren Aktivitäten sowie über die RICO-Klavierschule, die Anschlussliteratur (Mittelstufe) und meine anderen Verlagsveröffentlichungen

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über mein personenzentriertes Unterrichtsangebot in Dresden Nord (Klotzsche), Radeberg, Liegau-Augustusbad und Langebrück
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